Extreme Elektronen: Astrophysiker haben erstmals kosmische Elektronen mit bis zu 40 Teraelektronenvolt Energie eingefangen – ein neuer Rekord. Nachgewiesen wurden diese hochenergetischen, in die Erdatmosphäre rasenden Teilchen vom H.E.S.S.-Observatorium in Namibia. Die neuen Messungen bestätigen zudem, dass es im Spektrum der kosmischen Elektronen einen auffallenden Knick bei rund einem Teraelektronenvolt gibt. Das liefert wertvolle Hinweise auf die bisher unbekannten Quellen dieses energiereichsten Anteils der kosmischen Strahlung.
Die kosmische Strahlung ist bis heute eines der großen Rätsel der Astrophysik. Denn die Erde wird zwar ständig von diesen energiereichen Teilchenströmen getroffen, doch die Quellen dieses Bombardements sind größtenteils ungeklärt. Der Theorie zufolge entsteht diese kosmische Strahlung immer dann, wenn Materie stark beschleunigt wird, beispielsweise durch Schwarze Löcher oder bei kosmischen Explosionen. Für ungeladene kosmische Teilchen wie Neutrinos konnten Physiker die Quellen auch schon eingrenzen.
Doch die energiereichsten geladenen Teilchen der kosmischen Strahlung geben weiterhin Rätsel auf. Das Problem: Diese Atomkerne, Ionen oder Elektronen werden von Magnetfeldern im All abgelenkt und abgebremst. Das macht es nahezu unmöglich, ihre Quelle genauer zu orten. Hinzu kommt, dass diese kosmischen Teilchen umso seltener werden, je höher ihre Energie ist. Bisher gibt es daher nur vage Hinweise auf einen möglicherweise extragalaktischen Ursprung hochenergetischer Atome. Für kosmische Elektronen war die Datenlage noch dünner.
H.E.S.S.-Teleskope als Fahndungshelfer
Das hat sich nun geändert – dank des H.E.S.S.-Observatoriums in Namibia. Seine fünf Teleskope sind darauf geeicht, indirekte Spuren der kosmischen Strahlung zu detektieren. Diese entstehen, wenn Teilchen der kosmischen Strahlung auf die Erdatmosphäre treffen und dort Kaskaden sekundärer Teilchen erzeugen. Wenn dann diese Partikel in den Teleskopen mit Atomen kollidieren, setzt dies winzige Lichtblitze frei, die sogenannte Tscherenkowstrahlung. Die Energie und Richtung dieser Lichtspuren ist dabei je nach Energie und Art des Ursprungsteilchens verschieden.